Die Theorie klingt simpel: man schneide eine Scheibe aus einem Balken, messe die Breitenverteilung der Jahresringe aus und vergleiche diese dann mit der genau datierter Bäume. Die Breitenverteilung ergibt ein charakteristisches Muster, ähnlich einem Fingerabdruck. In einer langen, verifizierten Jahresringreihe wird das selbst ausgemessene Schnipselchen mit etwas Glück mehr oder weniger genau 'einrasten'. Hat man das Glück, daß die Waldkante am Balken erkennbar ist, dann hat man das Jahr der Fällung, mithin in der Regel das Baujahr des Dachstuhles. Längere Lagerung, Wiederverwendung oder ähnliches schließen wir einfach mal aus.
Eine günstige Gelegenheit ergab sich, als ein Deckenbalken wegen eines gammligen Kopfes und Wurmlöchern zurückgeschnitten werden musste. Die abgeschliffene Scheibe sieht schon mal sehr schön aus:
Das weitere Vorgehen dann wie angedacht: einscannen, skalieren und ausmessen. Ganz offensichtlich ist die Ringbreite nicht an allen Stellen gleich, deshalb wird nach drei Richtungen gemessen und gemittelt.
Die vorgebliche Genauigkeit täuscht natürlich, andererseits kostet sie im vorliegenden Fall auch nichts und solange sich die Ungenauigkeiten nicht aufaddieren, kann man ruhig mit Hundertstelmillimetern arbeiten.
Ergebnis der ganzen Mühe ist ein kleines Diagramm, das die jährliche Dickenzuwachsrate über der Zeit darstellt. Die Ordinate zeigt den absoluten Zuwachs in mm, die Abzisse die Wachstumsjahre, immerhin über 50. Trotz unterschiedlicher Zuwachs-Absolutwerte in den verschiedenen Richtungen ist ein charakteristisches Wachstumsmuster offensichtlich:
Der besseren Vergleichbarkeit wegen wurden die Kurven normalisiert und auf den durchschnittlichen Zuwachs bezogen. So kann man besser erkennen, in welchen Jahren das Wachstum unter- und in welchen überdurchschnittlich war:
So weit, so gut. Bis hierher hat es Spaß gemacht. Nun allerdings stecke ich fest, denn womit vergleiche ich jetzt? Man bräuchte eine Referenzverteilung, und die ist nicht zu finden. Wer könnte so etwas haben?
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